Samstag, 20. Oktober 2012

Das Ding mit dem Kommerz

Die liebe Kiki von Rahkos Mülleimer brachte mich durch meinen eigenen Post von Zeraphine "Die Wirklichkeit" drauf, dass ich doch mal meine Meinung zu dem Thema Kommerz kundtun möchte.

Dafür muss ich ein wenig ausholen.
Bevor ich nach Finnland gegangen bin um hier zu arbeiten und zu leben, war ich in Deutschland auch äusserlich ganz klar der Goth Szene zu zu ordnen.
Ich habe es genossen mich richtig fertig zu machen und auch die blöden Blicke der Menschen zu sehen.
Bestes Beispiel war ein Opa, der vor starren fast vor einen Bus rannte, oder eine Mama die ihr Kind von mir wegzog, weil ich es ja warscheinlich auf dem nächsten Friedhof Satan opfern würde oder sowas. Es sei dazu gesagt, es war helligter Tag und ich war nicht mal alleine.
Meine Freundin sagte dann noch so richtig schön laut "Ich mag Kinder... Besonders gegrillt und auf Toast". Ich bin fast geplatzt vor lachen.
Und das Kinder es bei weitem nicht so sehen wie ihre Eltern sah man bei einem anderen kleinen Mädel. Sie kam direkt zu meiner Freundin und mir und fand unsere bodenlangen Tüllröcke total toll. Die Mama war auch süss und meinte "Sowas willst du auch haben oder?" und die Kleine nickte voller Begeisterung.
Also alles nur eine Frage der Erziehung würd ich sagen.
Anyway ich komme vom Thema ab.
Damals, also vor 7 Jahren, hatte ich die Zeit und auch die Nerven, mich jeden Tag aufwendig zu schminken. Jeden Tag Eyeliner drauf, Nägel schwarz, Haare gemacht, meinen Schmuck getragen und sowas.
Nun ja, ich werd älter und eine Stunde mehr pennen ist es mir mitlerweile auch viel mehr wert, als der perfekte Strich des Eyeliners oder sowas.
Es heisst aber nicht, dass ich die Musik und die Lebenseinstellung nicht mehr habe.
Ich hab nur einfach keine Zeit mehr, dass jeden Tag durch zu ziehen.
Und so traurig es ist, ich muss mich ja auch dem Arbeitsmarkt anpassen, denn irgendwann muss ich ja auch mal Geld verdienen. So liberal die Finnen sind, aber so ein langer Tüllrock und Springer sind zusammen mit einer Korsage einfach nichts, womit ich den ganzen Tag im Büro verbringen kann geschweige denn in meiner Schule. Da würde ich mir dann entweder den Tod holen und komplett zerlaufen.
Aber die Musik liebe ich noch immer.
Und da mag ich besonders die deutschen Bands.
Selbst mein Mann geht mit mir zu Subway to Sally, auch wenn er wenig versteht.
Es ist eben doch die universelle Sprache, die Musik.

Und damit kommen wir dann zum Thema:
Als vor 2 oder 3 Jahren auf mal Unheilig "HIP" wurden, wegen "Geboren um zu Leben" habe ich mich erst unheimlich für den Grafen gefreut, denn damit bekam er endlich die Anerkennung, die er verdient hat.
Für mich ist er ein unheimlich toller Musiker der auf der Bühne eine unsagbare Ausstrahlung hat.
Nur war mir nicht wirklich klar, was dabei rauskommen würde, oder sagen wir besser, ich hatte gehofft, dass es nach dem einem Lied dabei bleibt und er wieder dahin zurück kommen kann, wo die Fans ihn liebten.
In die schwarze Szene, wo man ihm seit Jahren die Treue hielt, seine Gigs genoss und mit ihm zusammen zelebierte.
Der Mann, der auf der Bühne den schwarzen Nagellack zusammen mit seinem schwarzen Anzug mit weissen Hemd und Schlips zu seinem Aufzug machte, die hellen Kontaktlisen, die das ganze noch ein wenig "unheilicher" wirken liessen. Ein Bühnenbild, was nichts ausser weissen Kerzen brauchte.
Mehr brauchte er damals schon nicht und brachte seine Fans zum Ausflippen und geniessen.
Ich hab bei jedem seiner Gigs alleine durch seine Stimme schon eine Gänsehaut gehabt, die es kaum zu übertrefen gibt.
Es war einfach die Stimmung.
Eine ruhige, entspannte und voller Erwartung Stimmung in den kleinen, kuscheligen Venues, wo der Graf nach jedem Konzert noch am Merch stehen konnte und man sich bedanken konnte, eben noch was schnackte und dann weiter ging.
Kein Massenandrang, keine Massenveranstaltung in der Wuhlheide oder welchen Stadien auch immer.
Es war immer klein, intim und schön.
Ich bin eben kein Freund von Massenveranstaltungen.
Bis auf eine:
Das Amphi in Köln.
Wir haben es immer "Familientreffen" genannt, weil Goths aus ganz Deutschland ect angereist kamen, man zusammen friendlich und entspannt genoss, seine neusten Sachen schau trug und dabei die Acts der Szene geniessen konnte. Es gab eben das typische Schaulaufen, wo man sich manches mal echt fragte, wieviel Arbeit drin steckt, aber es war schön.
Es war für jeden was dabei.
Elekto, Dark Wave, Mittelalter, Dark Rock, ect...
Es war eben alles da.
Von Subway to Sally,über The 69 Eyes, zu Eisbrecher/Megaherz, Emily Autmn, Zeraphine/Solar Fake, Samsas Traum und eben auch Unheilig.
Unheilig waren damals noch keine Massenware und wir haben alle zusammen gefeiert und mit dem Grafen Freiheit gesungen.
Damals hatte es noch eine andere Bedeutung und eben nicht, so wie heute.
Damals sagte er auch noch Sachen wie "Dieses Lied ist für alle, die sich nicht vorstellen können, dass Leute aus dieser Szene so feiern können".
Früher konnte er auch noch "Sage Ja!" spielen, oder "Eva" und "Maschine" genauso wie "Tanz mit dem Feuer", "Feier Dich", "Herz aus Eis", "Dein Clown" oder "Spiegelbild" spielen. Es hatte eben der Kommerz, oder Ausverkauf, noch lange nicht begonnen.
Die Leute hatten noch ein viel tiefere Bindung zu den Lieder, weil viele ihnen aus der Seele sprachen und weil wir eben eine "Randgruppe" waren/sind.

Damit will ich aber nicht sagen, dass es nicht für den Grafen toll ist, dass er nun wirklich und vollkommen von der Musik leben kann.
Es sei ihm von Herzen gegönnt, aber ich kann auch die alten Fans verstehen, die eben sagen, dass sie Unheilig wieder haben wollen, wie es mal war.
Ohne Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher, die die ersten Reihen belagern, kreischen und schreien wenn er nun auf die Bühne kommt, die letzten beiden Alben kennen und bei den alten Lieder desinteresiert in der Gegend rumstarren.

Ich bin wirklich ganz froh, dass ich weit genug weg bin um mich wirklich drüber zu ärgern, denn wäre ich da, und stände in den Massen von Lieschen Müller ect, würde es mich auch mehr als nur ärgern, dass die Stimmung und die Athmosphäre weg sind, denn das war immer ein wichtiger Punkt für mich.
Es war immer klein und intim.
Abgesehen davon, dass ich sicher nicht bereit wäre, x Euros für sowas aus zu geben und mich dann unwohl zu fühlen.
Hätte ich die Wahl, mehr bezahlen und dann wieder einen kleinen Klub zu haben, als das gleiche zu zahlen und in Menschenmassen plattgemacht oder dumm angestarrt zu werden.

Das ist eben für mich Kommerz und Ausverkauf des Hintergrundes, wo man herkommt.
Ich kann dann auch gut verstehen, dass eine Band wie Subway to Sally ganz klar sagt "Ohne uns" und ihr Album "Schwarz in Schwarz" nennen.
Genauso wie die Band "And One", die nicht nur richtig Ärger mit ihren alteingesessenen Fans bekamen, sondern dann auch selbst einsahen, dass es "Blödsinn" war, auf Tour so zu gehen.
Wer den Brief lesen will, der folge dem -->Link<-- "Wir brechen die Tour mit Unheilig ab" ist der offene Brief, den ich hier meine.

Nun waren dann ja Staubkind an Stelle von And One dabei und dazu muss ich nicht mehr viel sagen.
Denn das, was ich dazu denke, findet man oben schon im Text.
Zum Glück ist es ja nicht "soweit" gekommen wie bei Unheilig und Staubkind steht in den Charts.
Aber es gibt auch da immer mehr Zulauf und ich mag es einfach nicht.

Ich möchte niemandem den Spass an der Musik verderben oder mit dem erhobenen Finger predigen, aber ich denke, zusammen fassend passt es ganz gut wenn man sagt:
Der schwarzen Szene ist eben was verloren gegangen und wenn man etwas verliert, was einem am Herzen liegt, wie in diesem Fall die Musik dieser Bands, dann darf man auch traurig sein und es nicht mögen, was draus geworden ist.
Man hat eben etwas an einer Veränderung verloren, die man nicht gut heisst (Kommerz und Charts), und aus meiner Sicht, ist Veränderung auch nicht immer gut. Besonders wenn man aus den Augen verliert, woher man kommt und nur noch das Geld ect sieht.
Damit will ich niemandem was unterstellen, aber so wirkt es am Ende auf den enttäuschten und oftmals verbitterten Fan.


Uff, ich hoffe ich habe mich nicht zu sehr verzettelt und man kann meinen Gedankengang nachvollziehen :D
Und nun noch ein Bild von vor 6 Jahren (mehr als 6 Jahren) als ich mit Chrissi auf dem Amphi war um meinen Abschied von Deutschland zu feiern und wo ich Sven von Zeraphine/Solar Fake im Publikum traf (und ganz Fangirlie like) und nach einem Bild fragte.






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